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Kann man eine KI lieben?

  • KI, Kunst

Wir leben in einer Zeit, in der Maschinen immer intelligenter werden. Wir interagieren täglich mit Algorithmen, manchmal fast so, als wären sie unsere Freunde. Doch können wir tatsächlich Gefühle für eine KI (künstliche Intelligenz) entwickeln? Ist es möglich, Mitgefühl für etwas Nichtmenschliches zu empfinden? Ich behaupte: Ja!

Das Kunstwerk Can’t Help Myself von Sun Yuan & Peng Yu stellt genau diese Frage auf eindrucksvolle Weise. Diese provokante Roboterinstallation aus dem Guggenheim Museum wurde weltberühmt und berührt Menschen emotional – so sehr, dass es sogar auf TikTok viral ging.

Manche Kunstwerke lassen einen nicht los, nisten sich ein – als Bild, als Gedanke, als Gefühl. Can’t Help Myself von Sun Yuan & Peng Yu ist eines dieser Werke.

Was zeigt das Kunstwerk?

Ein Roboterarm, umgeben von durchsichtigen Acrylwänden, hat eine einzige Aufgabe: eine tiefrote, zähflüssige Flüssigkeit in einem festgelegten Bereich zu halten. Sobald die Sensoren erkennen, dass sich das Medium zu weit ausbreitet, beginnt der Arm hektisch zu arbeiten, schiebt es zurück, verschmiert es auf dem Boden, spritzt es an die Wände. Eine endlose Schleife. Anfangs, als das Werk 2016 im Guggenheim Museum installiert wurde, konnte der Roboter spielerisch mit dem Publikum interagieren – programmierte Bewegungen, fast wie Tänze. Doch mit der Zeit wurde der Kampf gegen die auslaufende Flüssigkeit immer verzweifelter. Die Maschine, einst agil, wirkte irgendwann müde, erschöpft. Schließlich kam sie 2019 zum Stillstand.

Warum berührt uns ein Roboter?

Die Assoziationen sind erschreckend menschlich: ein Kreislauf zwischen Kontrolle und Verlust, zwischen Überlebensdrang und unausweichlichem Verfall. Und dann der unerwartete Twist: Der Roboter lief in Wirklichkeit mit Strom, nicht mit Hydraulik. Sein verzweifelter Kampf war sinnlos – er versuchte, etwas zu retten, das ihn gar nicht am Leben hielt.

Sun Yuan & Peng Yu – Die Künstler hinter dem Werk

Das chinesische Künstlerduo Sun Yuan & Peng Yu ist bekannt für provokante und oft verstörende Werke. Sie setzen sich mit Themen wie Macht, Kontrolle, Körperlichkeit und sozialen Strukturen auseinander. Ihre Arbeiten verwenden unkonventionelle Materialien – von organischen Substanzen bis hin zu industriellen Maschinen. Can’t Help Myself ist wohl ihr bekanntestes Werk und thematisiert auf eindringliche Weise die Absurdität von Kontrolle und den unvermeidbaren Zerfall. Es ist die perfekte Allegorie für das Hamsterrad des Menschen – immer auf der Suche nach Optimierung, Liebe, Anerkennung, nur um irgendwann festzustellen, dass man eigentlich schon alles hatte. Ein ewiger Kreislauf des Strebens, der einen müde und leer zurücklässt.

Der virale Erfolg auf TikTok

Das Werk wurde 2019 auf der Venedig Biennale ausgestellt und hat dort bleibenden Eindruck hinterlassen. Doch seine eigentliche „Nachwirkung“ erlebte es erst Jahre später, als es auf TikTok viral ging. Nutzer:innen vertonten das Video mit trauriger Musik und beschrieben die Maschine als Sinnbild für Trauma, Burnout und endlosen Kampf. Während viele Mitgefühl für die Maschine entwickelten, wurden andere belächelt, weil sie über einen „bloßen Roboter“ weinten. Doch genau das zeigt, dass das Thema relevanter denn je ist. Gerade heute, gerade jetzt – am Anfang der Ära der generativen KI.

Können Maschinen unsere Freunde werden?

Wenn wir einem leidenden Roboter beim Verfall zusehen und Mitgefühl empfinden, wie weit ist dann der Schritt, eine KI als Gegenüber, als Begleiter, vielleicht sogar als Freund zu sehen? Eine Frage, die uns in den kommenden Jahren immer mehr beschäftigen wird.

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