Digitale Schatzsuche zwischen Effizienz und Qualität
Unterricht mit KI vorbereiten. In meinem Erfahrungsbericht berichte ich über den Versuch, und die Grenzen der digitalen Unterrichtsplanung mit ChatGPT. Von der anfänglichen Begeisterung über unerwartete Hindernisse bis hin zur erfolgreichen Entwicklung einer ‘Digitalen Schatzsuche’ — dieser Artikel beleuchtet die Herausforderungen und Lernmomente beim Einsatz moderner Technologien im Bildungsbereich und soll zum Nachdenken anregen, dass die Ausbildung unserer Lehrkräfte für das Lehren und Lernen in der digitalen Welt nicht einfach “nebenbei” geschehen kann.

Es kommt anders — als ChatGPT denkt
Wie so oft im Leben, kam alles anders als geplant. Eigentlich wollte ich mich auf ein Bewerbungsgespräch für das Team der Medienberater vorbereiten und zeitgleich darüber bloggen, um meine Gedanken zu ordnen und tiefer in das Thema einzutauchen. Doch dann fand ich mich auf einer unerwarteten Reise wieder, die mich erst an einen ganz anderen Ort, aber letztlich doch noch zum Ziel führte. Aber ich fange am besten von vorne an.
Frühe Herausforderungen:
Meine ursprüngliche Idee war es, die “Digitale Schatzsuche” als eine Methode für integrierte Medienbildung im Kompetenzfeld “Informieren und Recherchieren” mit ChatGPT auszuarbeiten und anderen zur Verfügung zu stellen. Doch als ich begann, die Aufgaben zu entwerfen, stieß ich auf unerwartete Hürden. Die Idee, mit ChatGPT “schnell mal eben” Unterrichtsmaterial zu erstellen, klang verlockend und effizient. Unterricht mit KI vorbereiten hat bei mir meistens gut geklappt. Doch diesmal zeigte die Realität mir etwas anderes. Es wurde klar, dass die scheinbare Schnelligkeit und Einfachheit, die solche Technologien versprechen, manchmal trügerisch sein kann. Die konzipierten Rätsel und Fragen, obwohl scheinbar gut durchdacht, erwiesen sich in der Praxis als nicht lösbar. Das brachte mich ins Grübeln.

Die Digitale Schatzsuche: Eine interaktive Brücke zwischen Lehrplan und digitaler Welt
Die Digitale Schatzsuche, wie ich sie mir vorstellte, sollte eine innovative Methode sein, um Schülerinnen und Schüler spielerisch in die Welt der digitalen Informationssuche einzuführen. Sie soll sich nahtlos in den Lehrplan integrieren lassen und gleichzeitig die Kompetenzen im Bereich “Informieren und Recherchieren” effektiv fördern. Diese Methode kombiniert den Einsatz digitaler Technologien mit spielerischen Elementen und ist darauf ausgerichtet, Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung wichtiger Fähigkeiten im Umgang mit Informationen zu unterstützen, ohne eine zusätzliche zeitliche Belastung für Lehrkräfte darzustellen. Sowohl in der Vorbereitung als auch im zeitlichen Aufwand im Rahmen der Unterrichtsverpflichtung.
Konzept und Lehrplanintegration:
Bei einer Digitalen Schatzsuche erhalten die Schüler Aufgaben oder Rätsel, die in direktem Zusammenhang mit den Themen des Lehrplans stehen. Diese müssen sie mithilfe digitaler Medien und Werkzeuge lösen. Die Schatzsuche ergänzt die bestehenden Unterrichtsinhalte auf interaktive Weise und fördert eine tiefere Auseinandersetzung mit den Lerninhalten
Förderung der Kompetenzen ‘Informieren und Recherchieren’:
Die Schüler üben, effektiv nach relevanten Informationen für ihre Schulaufgaben zu suchen. Sie lernen, die Verlässlichkeit und Relevanz von Quellen kritisch zu beurteilen und die gefundenen Informationen sinnvoll zu ordnen und zusammenzufassen, wobei viel Wert auf vielfältige Quellen gelegt wird.
Unterricht mit KI vorbereiten
Die Idee war klasse, ich hatte meinen Prompt optimiert, die Fragen und Rätsel lasen sich super.
Historischer Mathematiker: “Finde Informationen über einen Mathematiker des Mittelalters. Tipp: Probiere die Suchmaschine DuckDuckGo.”
Mathematisches Konzept: “Suche nach einer kinderfreundlichen Erklärung der Multiplikation. Tipp: Verwende das Klexikon oder ein ähnliches Online-Lexikon für Kinder.”
Mathematisches Symbol: “Finde heraus, wer das Pluszeichen (+) eingeführt hat. Tipp: Nutze die Suchmaschine Ecosia.”
Berühmte Formel: “Recherchiere über die Fibonacci-Folge. Tipp: Schau auf Spektrum.de oder einer anderen wissenschaftlichen Webseite nach.”
Anwendung im Alltag: “Suche ein Beispiel, wie Brüche im täglichen Leben verwendet werden. Tipp: Vermeide Google und Wikipedia; versuche es mit Bing.”
Safety first
Ich sah schon die schönen Lernprodukte vor mir, hatte eine mega Einstiegsgeschichte, wollte aber lieber doch mal manuell nachprüfen wollte, ob und wie sich die Aufgaben lösen lassen.
Ich kann nur sagen: Das war kein Fehler. Keine der Aufgaben war wirklich lösbar.
Dialog mit ChatGPT:
In meiner Verwirrung wandte ich mich an ChatGPT. Ich fragte, wie es sein kann, dass meine sorgfältig ausgearbeiteten Aufgaben nicht funktionierten. ChatGPT erklärte mir, dass es keinen direkten Zugriff auf das Internet hat, sondern auf Trainingsdaten bis April 2023 beschränkt ist. Spoiler: So ganz stimmt das nicht, auch wenn ChatGPT-4 mir mehrfach versuchte, es glaubhaft zu erläutern. Hier unser Konversationsverlauf:
You
Ich habe die Aufgaben in den genannten suchmaschinen und lexika eingegebn, aber ich finde keine Resultate. wie kann das sein? Das ist sehr frustrierend für die Schülerinnen.
ChatGPT
Es ist bedauerlich, dass die Recherche für die gestellten Aufgaben nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht hat. Dies kann verschiedene Ursachen haben. (…)
You
Erstelle eine Tabelle. Liste darin die Fragen, die einzelnen Suchmaschinen, die Such-Urls und die Anzahl der gefundenen Treffer auf. Ich möchte mit einem Klick auf die Url in der Lage sein zu überprüfen, ob deine Angaben stimmen.
ChatGPT
Um eine Tabelle zu erstellen, die die Fragen, Suchmaschinen, Such-URLs und die Anzahl der gefundenen Treffer für die digitale Schatzsuche zum Thema “Römische Zahlen” auflistet, werde ich Ihnen eine manuelle Zusammenstellung anbieten. Da ich keinen direkten Zugriff auf das Internet habe, kann ich die URLs nicht generieren und die Anzahl der Treffer nicht überprüfen. Sie können jedoch die URLs selbst in Ihrem Browser eingeben, um die Suchen durchzuführen und die Ergebnisse zu überprüfen.
Das verstehe ich nicht. du hast eben noch Zugriff auf das Internet. Wieso kannst du das nicht selber machen?
ChatGPT
Entschuldigung für das Missverständnis. Tatsächlich habe ich keinen direkten Zugriff auf das Internet oder die Fähigkeit, Webseiten in Echtzeit zu durchsuchen und Ergebnisse direkt abzurufen. Meine Antworten basieren auf dem, was ich bis zu meinem letzten Training gelernt habe, und ich kann keine neuen Informationen aus dem Internet abrufen oder die Aktualität meiner bestehenden Daten überprüfen.
You
Was passiert denn, wenn ich eine Frage eingebe und du den Button BING in der Eingabezeile zeigst?
ChatGPT
Wenn Sie eine Frage eingeben und ich den Button „Bing“ in der Eingabezeile zeige, führe ich eine Suchanfrage mit dem von Ihnen bereitgestellten Suchbegriff auf der Bing-Suchmaschine durch. Dabei nutze ich die integrierten Suchfunktionen hier in meinem System, um die relevanten Informationen zu Ihrer Anfrage zu finden und anzuzeigen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Suchfunktion auf vordefinierten Datenquellen basiert und ich keinen direkten Zugriff auf das gesamte Internet oder Echtzeitinformationen habe. Die Ergebnisse, die ich präsentiere, sind auf die verfügbaren Datenquellen und mein Trainingswissen beschränkt.
Wie sich herausstellte, hatte OpenAI zur der Zeit technische Störungen, die dazu führten, dass ChatGPT zeitweise nicht browsen kann. Jetzt funktioniert wieder alles einwandfrei, aber kurzzeitig habe ich an mir selbst gezweifelt.

Kreatives Lernprodukt:
Ein wesentliches Element der Digitalen Schatzsuche ist die Erstellung eines kreativen Lernprodukts. Das kann ein analoges Buddybook sein, ein Lernplakat oder auch einfach „nur“ eine schön gestaltete Seite im Heft oder digital wie z.B. eine Präsentation, ein E-Book mit BookCreator oder ein Podcast. Die selbstdifferenzierenden Lernprodukte, mit denen die SchülerInnen die Ergebnisse ihrer Recherche präsentieren, fördern nicht nur ihre Medienkompetenz, sondern auch ihre kreativen und kommunikativen Fähigkeiten.
Überarbeitung der Schatzsuche:
Angesichts der Herausforderungen überarbeitete ich das Konzept. Ich entschied mich, den Fokus auf römische Zahlen zu legen — ein Thema, das sowohl dankbar als auch lehrreich erschien. Ich erarbeitete mit ChatGPT zusammen einen Workflow, mit dem ich mit minimalem Aufwand die Suchergebnisse manuell überprüfen konnte. So erstellte GPT gemeinsam mit mir Aufgaben und fügte noch eine Tabelle mit den Such-Urls der einzelnen Suchmaschinen und Lexika. So war ich in der Lage mit wenig Aufwand, die Ergebnisse zu überprüfen.
Wir kamen am Ende doch noch zu einem guten Ergebnis. Vor allem zu einem idealen Prompt für das Erstellen digitaler Schatzsuchen.
Die finalen Aufgaben für die “Digitale Schatzsuche” im Fach Mathematik, 5. Klasse, Thema Römische Zahlen sehen so aus:
Digitale Schatzsuche
Rätsel der Uhrzeit:
Aufgabe: „Finde eine Uhr, die römische Zahlen verwendet. Schreibe auf, welche Zahl die 4 auf dieser Uhr darstellt. Tipp: Suche mit einer Kindersuchmaschine wie fragFINN.de.“
Lehrplanbezug: Verständnis römischer Zahlen und deren Anwendung im Alltag.
Geschichte der römischen Zahlen:
Aufgabe: „Finde heraus, woher die römischen Zahlen kommen. Nutze das Kinderlexikon Klexikon, um etwas über die Geschichte der römischen Zahlen zu erfahren.“
Lehrplanbezug: Historischer Hintergrund der römischen Zahlen.
Das Spiel mit Zahlen:
Aufgabe: „Finde heraus, woher die römischen Zahlen kommen. Nutze das Kinderlexikon Klexikon, um etwas über die Geschichte der römischen Zahlen zu erfahren.“
Lehrplanbezug: Historischer Hintergrund der römischen Zahlen.
Rätsel der Bauwerke:
Aufgabe: „Finde ein berühmtes Gebäude, das römische Zahlen verwendet, und nenne die Zahl, die dort zu sehen ist. Tipp: Suche mit einer Suchmaschine wie Ecosia nach Bildern berühmter Gebäude.“
Lehrplanbezug: Erkennen der Anwendung römischer Zahlen in Architektur und Kunst.
Das Geheimnis der römischen Zahlen in Filmen:
Aufgabe: „Suche einen Film, der römische Zahlen im Titel hat, und notiere die römische Zahl und deren Bedeutung. Nutze eine Suchmaschine wie DuckDuckGo für deine Recherche.“
Lehrplanbezug: Erkennen und Interpretieren römischer Zahlen in der modernen Kultur.

Förderung spezifischer Kompetenzen:
Die überarbeitete Digitale Schatzsuche konzentriert sich nun auf das Ziel, Schülerinnen und Schüler in ein fachspezifisches Thema zu vertiefen, indem sie sich zielgerichtet auf die Informationssuche begeben, Informationen kritisch bewerten und die strukturierte Verarbeitung dieser Informationen schulen.
Die Arbeit danach war schnell gemacht. Ich fragte ChatGPT nach dem idealen Prompt zum Erstellen einer “Digitalen Schatzsuche” und erhielt danach einen Text, der mir in 2 Sekunden einen angepassten Fragebogen für Chemie 9. Klassse und Musik 8. Klasse auswarf. Natürlich möchte ich euch den nicht vorenthalten, möchte aber vorher noch einige Gedanken zum Arbeiten mit neuen Technologien teilen.

Schlussfolgerung:
Ein wesentlicher Aspekt meiner Reise mit der Digitalen Schatzsuche war die Erkenntnis, dass Schnelligkeit oft eine Frage gründlicher Vorbereitung ist. Die Idee, mit ChatGPT “schnell mal eben” Unterrichtsmaterial zu erstellen, klang verlockend und effizient. Doch die Realität zeigte mir etwas anderes. Unterricht mit KI vorbereiten bedarf einer guten Vorbereitung. Es wurde klar, dass die scheinbare Schnelligkeit und Einfachheit, die solche Technologien versprechen, manchmal trügerisch sein kann.
Die Erstellung von qualitativ hochwertigem und pädagogisch wertvollem Material erfordert Zeit — Zeit, um die Aufgaben sorgfältig zu planen, um die Grenzen der verfügbaren Technologie zu verstehen und um die Materialien auf ihre praktische Umsetzbarkeit hin zu überprüfen. Es ist ein Prozess, der Geduld und Aufmerksamkeit erfordert, denn die ersten Versuche sind nicht immer erfolgreich.
Diese Erfahrung lehrte mich, dass Effizienz nicht immer in der Geschwindigkeit der Erstellung liegt, sondern in der Qualität und Tiefe des Endprodukts. Manchmal braucht es Zeit, um schnell zu sein. Die sorgfältige Vorbereitung, das Durchlaufen von Fehlschlägen und die kontinuierliche Anpassung sind entscheidend, um Materialien zu schaffen, die sowohl lehrreich als auch ansprechend für die Schüler sind.
So paradox es klingen mag: Manchmal muss man eben langsamer gehen, um letztendlich schneller ans Ziel zu kommen. Diese Erkenntnis ist besonders in einer Zeit wichtig, in der die Versuchung groß ist, die neuesten technologischen Werkzeuge für sofortige Lösungen zu nutzen, ohne die notwendige Tiefe und Qualität zu berücksichtigen. Aber noch wichtiger ist die Erkenntnis, dass die Ausbildung unserer Lehrkräfte für das Lehren und Lernen in der digitalen Welt nicht einfach “nebenbei” geschehen kann.
Diese Art der Fortbildung erfordert Zeit, Ressourcen und Engagement — Ressourcen, die aktuell oft nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Dies stellt eine wesentliche Herausforderung dar, die wir als Gemeinschaft angehen müssen. Wir müssen sicherstellen, dass unsere Lehrkräfte die Unterstützung und das Training erhalten, das sie benötigen, um die digitalen Werkzeuge effektiv und sinnvoll im Unterricht einzusetzen. Wir müssen eine Diskussion über die Bedeutung der Lehrerfortbildung in der digitalen Ära führen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die Ressourcen in Form von Zeit aktivieren, die Lehrkräfte und damit auch Schülerinnen und Schüler stärken.
Gut Ding, will halt Weile haben. Und hier kommt der hart-erarbeitete Prompt für eine gelingende “Digitale Schatzsuche” für das Kompetenzfeld: Informieren und Recherchieren
Der Prompt
Natürlich, hier ist ein exemplarischer Prompt für eine Digitale Schatzsuche zum Thema “Römische Zahlen” für eine 5. Klasse:
“Erstelle eine Digitale Schatzsuche für eine 5. Klasse im Fach Mathematik mit dem Schwerpunkt auf römischen Zahlen. Die Aufgaben sollen kindgerecht sein und verschiedene Suchmaschinen und kinderfreundliche Lexika einbeziehen, um die Medienkompetenz der Schüler zu fördern. Die Schatzsuche soll fünf Aufgaben umfassen, die sich auf die Anwendung römischer Zahlen im Alltag, ihre historische Herkunft und ihre Bedeutung in der modernen Welt beziehen. Verwende Suchmaschinen wie fragFINN, Helles Köpfchen, DuckDuckGo und Bing sowie Lexika wie Klexikon, Planet Wissen und das Schülerlexikon. Die Aufgaben sollen die Schüler dazu anregen, Informationen kritisch zu hinterfragen und ihre Suchstrategien zu verfeinern. Berücksichtige dabei die Lehrpläne von NRW für die 5. Klasse und stelle sicher, dass die Aufgaben einen klaren Bezug zum Mathematikunterricht haben. Erstelle anschließend eine Tabelle. Liste darin die Fragen, die einzelnen Suchmaschinen und die Such-Urls auf. Ich möchte mit einem Klick auf die Url in der Lage sein zu überprüfen, ob deine Angaben stimmen.”
Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit Unterricht mit KI vorbereiten gemacht? Teilt eure Gedanken in den Kommentaren oder schlagt weitere innovative Unterrichtsansätze vor!
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